Verkehrssicherheitsbilanz 2020
Deutlich weniger Verkehrsunfälle – auch in Folge von Corona
Den Stream der Landespressekonferenz des Hamburger Senats vom 16.02.2021 sehen Sie hier:
Pressemitteilung der Pressestelle des Senats:
Hamburgs Innensenator Andy Grote, Polizeivizepräsident Morten Struve und der Leiter der Verkehrsdirektion Ulf Schröder haben am heutigen Dienstag (16. Februar) die Verkehrssicherheitsbilanz für das Jahr 2020 vorgestellt. Die Gesamtzahl der erfassten Verkehrsunfälle insgesamt ging - auch in Folge der Corona-Pandemie - von 68.899 um mehr als 10.000 auf 58.136 deutlich zurück und erreichte damit den niedrigsten Stand seit 2004. In fast 90 Prozent der Fälle entstanden lediglich Sachschäden. Bei 6.595 Verkehrsunfällen verunglückten 7.904 Personen und damit 1.391 weniger als im Jahr 2019.
Deutlich weniger Unfälle – deutlich weniger Verletzte
Die Anzahl der Verkehrsunfälle in Hamburg ist im vergangenen Jahr um 10.763 auf 58.136 spürbar gesunken (-15,6 Prozent). Es ereigneten sich 6.595 Verkehrsunfälle (-10,7 Prozent), bei denen 7.904 Personen verunglückten. Die Zahl der Schwerverletzten sank um 57 (-7,3 Prozent), die der Leichtverletzten um 1.321 (-15,6 Prozent). Nachdem die Anzahl aller Verunglückten je 100.000 Einwohner bereits 2019 mit 505 einen historischen Tiefststand erreicht hatte, ging der Wert 2020 noch einmal weiter auf 428 zurück. Im vorigen Jahr kamen 15 Menschen im Straßenverkehr ums Leben (2019: 28 Verkehrstote). Betroffen waren neun Fußgänger, drei Radfahrer, zwei Pkw- und ein Motorrad-Fahrer.
Weniger verunglückte Kinder bei Verkehrsunfällen als je zuvor
Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Kindern (bis 14 Jahre) ging leicht um 3,7 Prozent zurück. Es verunglückten in 2020 noch einmal 107 Kinder (-16,2 Prozent) weniger als im Vorjahr und damit so wenige wie nie zuvor. Besonders erfreulich ist, dass kein Kind im Straßenverkehr tödlich verunglückte.
Die Entwicklung der Verkehrsunfälle mit Beteiligung von jungen Erwachsenen (18 bis 24 Jahre) entsprach weitgehend der Gesamtentwicklung. Mit 9.602 Verkehrsunfällen waren es 14,3 Prozent weniger als 2019. Es führten jedoch erheblich weniger dieser Unfälle zu schweren Personenschäden. Der Rückgang dieser Unfälle beläuft sich auf -25,7 Prozent.
Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Seniorenbeteiligung zeigte ebenfalls einen deutlichen Abwärtstrend. Mit 10.516 lag die Anzahl um 16,3 Prozent unter der des Vorjahres. Es verunglückten 847 Senioren, im Vorjahr waren es noch 929.
Zunahme des Radverkehrs um 33 Prozent – mehr verunglückte Radfahrer
Während in der Zeit von März bis Dezember 2020 der Kraftfahrzeugverkehr um 11 Prozent unter dem durchschnittlichen Mittelwert lag, steigerte sich der Radverkehr gleichzeitig um ca. 33 Prozent. Aufgrund dieses geänderten Mobilitätsverhaltens stieg auch die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Radfahrern um 3,6 Prozent auf 3.668. Dabei verunglückten 2.735 Radfahrer,204 mehr als im Vorjahr.
Motorradunfälle auf dem niedrigsten Stand seit über 20 Jahren
Die Verkehrsunfallzahlen mit Motorradfahrern (über 50 Kubikzentimeter) blieben auch 2020 mit 676 Fällen (-15,4 Prozent) weiter auf dem niedrigsten Stand seit über 20 Jahren. 320 Motorradfahrer und 24 Sozia verunglückten (-16,7 Prozent). In die Verkehrsunfallzahlen von motorisierten Zweirädern aller Größenordnungen sind 2020 insgesamt 220 Verkehrsunfälle mit beteiligten Elektrokleinstfahrzeugen (E-Scooter) eingeflossen, die bisher in dieser Gruppe nicht erfasst worden waren. Bei diesen Verkehrsunfällen wurden 120 Nutzer von E-Scootern und 39 andere Verkehrsteilnehmer verletzt.
Neun tote Fußgänger – Polizei setzt auf Prävention
Verkehrsunfälle mit Fußgängern waren ebenfalls um 13,4 Prozent rückläufig (1.207 Fälle). Auch die Anzahl der verunglückten Fußgänger ist um 13,9 Prozent auf 886 gesunken. Neun Fußgänger wurden tödlich verletzt. Die meisten Fußgängerunfälle werden durch die Fußgänger selbst verursacht, meist durch unachtsames Betreten der Fahrbahn. Festzustellen ist auch immer noch eine erhöhte Gefahr durch dunkle Kleidung bei schlechten Lichtverhältnissen oder Ablenkung zum Beispiel durch Smartphones. Auch Kraftfahrer können durch angepasste Geschwindigkeit und vorausschauende Fahrweise sowie Radfahrer durch regelkonformes Verhalten in vielen Fällen schwerwiegende Unfallfolgen verhindern.
Weniger Alkohol – mehr Drogen
Der pandemiebedingte Ausfall vieler Veranstaltungen und die zeitweise Schließung der Gastronomie bewirkte auch einen Rückgang alkoholbedingter Verkehrsunfälle. Es wurden 702 Alkoholunfälle und damit 47 Verkehrsunfälle weniger als im Vorjahr 2019 registriert, der niedrigste Wert seit 1995. Bei den durch Drogeneinfluss herbeiführten Verkehrsunfällen war dagegen für 2020 ein Anstieg zu verzeichnen. Mit 203 Verkehrsunfällen lag die Zahl um 8,0 Prozent höher als im vorangegangenen Jahr. Insbesondere im Zusammenhang mit aggressivem Fahrverhalten und verbotenen Straßenrennen spielt der Einfluss von Drogen häufig eine Rolle.
Geschwindigkeit und Abstand sind unter den Hauptunfallursachen, insbesondere bei Verkehrsunfällen mit Personenschäden, mit -18,9 Prozent überdurchschnittlich rückläufig. Die konsequente Geschwindigkeitsüberwachung, unter anderem durch die mobilen und stationären Messanlagen und die Fahrzeuge der Polizei, zeigt hier offenbar Wirkung. Trotzdem führen Geschwindigkeitsüberschreitungen und Verstöße gegen die Abstands- und Vorfahrtsregeln sowie Rotlichtmissachtungen noch immer zu mehr als einem Drittel der schwerwiegenden Verkehrsunfälle.
Geschwindigkeits- und Rotlichtkontrollen, vor allem an Unfallbrennpunkten und an schützenswerten Einrichtungen wie Kitas, Schulen und Senioreneinrichtungen, bleiben ebenso wie die Bekämpfung aggressiven Fahrverhaltens ein Schwerpunkt der polizeilichen Verkehrsüberwachung. Weiter hohe Priorität haben Themen wie Ablenkung durch elektronische Geräte, länderübergreifende Kontrollen des Schwerlastverkehrs sowie die Qualifizierung weiterer Beamter zur Erkennung fahruntüchtiger Fahrzeugführer durch standardisierte Fahrtüchtigkeitstests. Fortgesetzt werden außerdem die bewährten Präventionsprogramme der Polizei und beteiligter Organisationen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit. Neben der Arbeit der Verkehrslehrer an Kitas und Schulen gehört dazu auch der Einsatz der Seniorenbeauftragten.
Ausbau der Fahrradstaffeln
Nach dem Aufbau einer zweiten Fahrradstaffel im Süden Hamburgs im Jahr 2020 wird in diesem Jahr ein dritter Stützpunkt im Osten der Stadt eingerichtet, um dem steigenden Fahrradverkehr flächendeckend gerecht zu werden. Damit verfügt künftig jede Verkehrsstaffel der Polizei auch über eine Fahrradstaffel.
Hamburgs Innensenator Andy Grote: „Ich freue mich über die insgesamt deutlich rückläufigen Unfall- und Verletztenzahlen, auch wenn dies natürlich viel mit dem geringeren Verkehrsaufkommen in Corona-Zeiten zu tun hat. Wir werden in unserer Verkehrssicherheitsarbeit daher nicht nachlassen, sondern bleiben weiterhin ehrgeizig und ambitioniert. Wir bringen jetzt die dritte Fahrradstaffel in den Dienst - entsprechend der Philosophie, dass der Radverkehr immer bedeutender wird, bekommt damit jede Verkehrsstaffel auch ihre eigene Fahrradstaffel. Zudem werden wir die Geschwindigkeitsüberwachung flexibler gestalten und weiter intensivieren, um insbesondere die schwächeren Verkehrsteilnehmer bestmöglich zu schützen. Die beste Verkehrssicherheitsarbeit ist aber nichts wert, wenn wir uns nicht alle auch achtsam und rücksichtsvoll verhalten. Wie sicher Hamburgs Straßen sind, hängt am Ende ganz maßgeblich von jedem einzelnen von uns ab. Wir haben es selbst in der Hand!“