Verkehrssicherheitsbilanz 2022

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Verkehrssicherheitsbilanz 2022

Weniger Unfälle als vor Corona – Hamburg für Kinder immer sicherer

Obwohl das Verkehrsaufkommen in der Stadt nach Ende der pandemiebedingten Einschränkungen wieder spürbar zugenommen hat, ist die Zahl der Verkehrsunfälle gegenüber 2019 um fast 7.900 Unfälle (-11,5 Prozent) gesunken. Die Zahl der Verkehrstoten sank im gleichen Zeitraum von 28 auf 24 Menschen. Auch die Zahl der verunglückten Kinder geht weiter zurück. Das Risiko, in Hamburg bei einem Verkehrsunfall zu verunglücken, ist mit Ausnahme der beiden Corona-Jahre weiterhin historisch niedrig. Die Anzahl aller Verunglückten je 100.000 Einwohner liegt mit 503 noch einmal knapp unter dem Wert aus 2019 (505).

Verkehrssicherheitsbilanz 2022
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Hamburgs Innensenator Andy Grote, Polizeivizepräsident Mirko Streiber und der Leiter der Verkehrsdirektion Wolfgang Breust haben am heutigen Dienstag, 28. Februar, die Verkehrs­sicherheits­bilanz für das Jahr 2022 vorgestellt.

Mit insgesamt 61.017 Unfällen erreicht die Zahl der Verkehrsunfälle in Hamburg in der Langzeitbetrachtung, mit Ausnahme der Corona-Jahre 2020 und 2021, einen historischen Tiefstwert. Trotz eines wieder gestiegenen Verkehrsaufkommens ist die Zahl der Verkehrsunfälle gegenüber dem Vor-Pandemie-Jahr 2019 noch einmal um fast 7.900 Unfälle (-11,5 Prozent) gesunken. Im Vergleich zum Vorjahr ist lediglich ein geringer Anstieg von +2,6 Prozent (um 1.554 Verkehrsunfälle) festzustellen. In knapp 90 Prozent der Fälle entstanden lediglich Sachschäden.

Mehr ungeschützte Verkehrsteilnehmende auf Hamburgs Straßen

Die Anzahl der Verunglückten (d.h. mindestens leicht verletzten Personen) je 100.000 Einwohner liegt mit 503 knapp unter dem Wert aus 2019 (505) und ist damit in der Langzeitbetrachtung, mit Ausnahme der beiden Pandemiejahre, so niedrig wie nie zuvor seit Beginn der Erhebung. Bei 7.783 Verkehrsunfällen verunglückten 9.328 Personen und damit 27 Personen mehr als 2019 (+0,3 Prozent). Im Vergleich zu 2021 registrierte die Polizei ein Plus von 14,5 Prozent (1.181 Personen). Die Zahl der Schwerverletzten stieg damit im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls leicht auf 821 (+50), die der Leichtverletzten auf 8.483 (+1.128). Ursächlich dafür ist vor allem der gestiegene Anteil von Verkehrsteilnehmenden, die mit Fahrrädern oder E-Scootern unterwegs sind. So nahm der Radverkehr in Hamburg nach Angaben der Verkehrsbehörde seit 2019 um 33 Prozent zu. Die Zahl der E-Scooter von Sharing-Anbietern stieg im gleichen Zeitraum von 4.000 auf 23.000 Fahrzeuge.

Im vergangenen Jahr kamen 24 Menschen im Straßenverkehr ums Leben (2021: 21 und 2019: 28 Verkehrstote). Betroffen waren zehn zu Fuß Gehende, sieben Personen in Pkw, drei Radfahrende, drei auf Motorrädern und eine Person in einem Lkw. Leider war der Tod eines einjährigen Kindes zu beklagen.

Anzahl verunglückter Kinder weiterhin rückläufig

Während die Zahl der Verkehrsunfälle mit Kindern seit Jahren nahezu konstant ist, sank die Zahl der verunglückten Kinder (bis 14 Jahre) gegenüber 2019 um -4,0 Prozent und gegenüber dem Vorjahr um -2,9 Prozent auf 407. Ebenfalls erfreulich ist die Entwicklung bezogen auf die Bevölkerungsentwicklung. Die Zahl der Kinder in Hamburg nimmt seit Jahren zu, wohingegen die Anzahl der Verunglückten je 100.000 Kinder in der Bevölkerung kontinuierlich zurück geht. Das Risiko für Kinder, in Hamburg durch einen Verkehrsunfall verletzt zu werden, war mit Ausnahme der beiden Pandemie-Jahre in 2022 so niedrig wie in keinem Jahr zuvor. Das ist insbesondere nach dem historischen Schülerzuwachs im vergangenen Jahr (+ 7.490 Schülerinnen und Schüler) eine positive Erkenntnis dieser Bilanz.

Die Entwicklung der Verkehrsunfälle mit Beteiligung junger Erwachsener (18 bis 24 Jahre) sank ebenfalls vom 11.211 in 2019 bzw. 10.228 in 2021 auf zuletzt 9.797 Verkehrsunfälle.

Die Verkehrsunfälle mit Seniorenbeteiligung lagen mit 11.166 deutlich unter dem Vor-Pandemie-Niveau von 2019 (-11,3 Prozent), aber leicht über dem Wert des Vorjahres (+5,5 Prozent). 842 Seniorinnen und Senioren erlitten Verletzungen, in vielen Fällen als Radfahrende (419 Unfälle) oder zu Fuß Gehende (158 Unfälle). Das sind 121 Verunglückte mehr als im Vorjahr und 115 mehr als 2019. Insbesondere stieg die Zahl der Unfälle, bei denen Seniorinnen und Senioren mit einem E-Bike verunglückten von 29 in 2021 auf 55 Unfälle in 2022. Die Polizei Hamburg setzt daher auf zielgruppenorientierte Präventionsangebote und führt regelmäßig Sicherheitstage für Seniorinnen und Senioren durch. Dabei wird u.a. der sichere Umgang mit dem E-Bike trainiert.

Deutlich mehr Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss

Grundsätzlich ist zu beobachten, dass immer mehr Menschen in Hamburg mit dem Fahrrad unterwegs sind. Mit steigender Bedeutung des Radverkehrs steigen zwar auch die Verkehrsunfälle mit Radfahrenden seit Jahren an, jedoch nicht in dem Maße, wie der Radverkehr zuletzt zugenommen hat (+ 33 Prozent seit 2019). Die Zahl der Verkehrsunfälle lag im vergangenen Jahr bei 4.257 Unfällen, das sind 714 mehr als 2019 (+20,2 Prozent) bzw. 551 mehr als im Vorjahr (+14,9 Prozent). Dabei verunglückten zuletzt insgesamt 3.185 Radfahrende, drei davon tödlich. In mehr als der Hälfte aller Fälle (53,3 Prozent) waren Radfahrende selbst die Hauptverursachenden des Unfalls. In 924 Fällen handelte es sich um Unfälle ohne jegliche Beteiligung anderer Verkehrsteilnehmender. Eine deutliche Zunahme registrierte die Polizei zuletzt vor allem auch bei Unfällen mit alkoholisierten Radfahrenden. Hier hat sich die Zahl der Unfälle von 72 im Jahr 2019 auf 211 in 2022 fast verdreifacht, davon endeten 32 mit schweren Verletzungen, ein Unfall sogar tödlich.

Eine ähnliche Entwicklung stellte die Polizei Hamburg im vergangenen Jahr auch bei Unfällen mit sog. Elektrokleinstfahrzeugen („E-Scootern“) fest. In 177 Fällen und somit bei rund jedem fünften Unfall stand der Nutzer bzw. die Nutzerin unter Alkoholeinfluss. Für 175 von ihnen endete der Unfall mit Verletzungen. Diese machen rund ein Drittel aller E-Scooter-Verletzten aus.

Sowohl im Vergleich zum Vorjahr wie auch zum Vor-Pandemie-Jahr 2019 registrierte die Polizei Hamburg 2022 rund 30 Prozent mehr Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss, die im Wesentlichen auf Verkehrsunfälle mit Fahrrädern und Elektrokleinstfahrzeugen zurückgehen. Die Zahl stieg von 749 in 2019 bzw. 767 in 2021 auf zuletzt 979 Unfälle mit 556 verunglückten Personen. Das ist der höchste Wert der vergangenen fünf Jahre. Vor diesem Hintergrund wird die Polizei Hamburg ihre Schwerpunktkontrollen zur Überprüfung der Fahrtüchtigkeit ausweiten. Dabei kommen auch Polizistinnen und Polizisten zum Einsatz, die zur Durchführung sogenannter standardisierter Fahrtüchtigkeitstests (SFT) qualifiziert wurden. Mittels dieser Kontrollen können fahruntüchtige Personen, die aufgrund von Drogenkonsum oder körperlicher bzw. geistiger Einschränkungen nicht mehr am Verkehr teilnehmen können, umgehend erkannt werden.

Insgesamt verunglückten bei 858 Verkehrsunfällen mit Elektrokleinstfahrzeugen im vergangenen Jahr 558 Personen und damit noch einmal deutlich mehr als im Vorjahr (+51,2 Prozent). In rund der Hälfte der Fälle handelte es sich um Unfälle ohne jegliche Beteiligung anderer Verkehrsteilnehmer. Elektrokleinstfahrzeuge haben sich zu einem beliebten und viel genutzten Fortbewegungs­mittel überwiegend im innerstädtischen Bereich entwickelt. Im Vergleich zu 2019 stieg ihr Anteil im Leihbetrieb von etwa 4.000 sprunghaft auf knapp 23.000 Fahrzeuge in 2022 an. Die Polizei Hamburg hat auch hier ihre Schwerpunktkontrollen ausgeweitet. Verstöße werden konsequent geahndet. Die Polizei weist zudem erneut darauf hin, dass bei Nutzung eines E-Scooters dieselben Promillegrenzen wie für jedes andere Kraftfahrzeug gelten.

Der auffällige Rückgang der Anzahl der Verkehrsunfälle mit zu Fuß Gehenden im Jahr 2021 setzte sich in 2022 zwar nicht fort, mit 1.307 Verkehrsunfällen ereigneten sich 153 Unfälle mehr als im Jahr zuvor, wobei sowohl die Zahl der Verkehrsunfälle (-6,3 Prozent) als auch die Zahl der verunglückten zu Fuß Gehenden (-7,7 Prozent) im Vergleich zum Vor-Pandemie-Niveau 2019 insgesamt rückläufig ist. Unfälle mit zu Fuß Gehenden beruhten in fast der Hälfte aller Unfälle auf eigenem Fehlverhalten. Eine erhöhte Gefahr für zu Fuß Gehende besteht neben dem unachtsamen Betreten der Fahrbahn auch durch das Tragen schlecht sichtbarer Kleidung in der dunklen Jahreszeit. Die Ablenkung durch das Smartphone oder Kopfhörer stellt einen weiteren Risikofaktor dar.

Trotz einer gestiegenen Anzahl von Verkehrsunfällen mit Motorradfahrenden (über 50 Kubikzentimeter) auf 775 (+10,6%) im Vergleich zum Vorjahr, verunglückten in dieser Klasse weniger Motorrad­fahrende als vor der Pandemie 2019 (-6,3 Prozent).

Zu hohe Geschwindigkeit als Unfallursache rückläufig

Geschwindigkeit ist zwar weiterhin eine der häufigsten Unfallursachen, dennoch ist es gelungen, Geschwindigkeitsüberschreitungen in Hamburg deutlich zu reduzieren. Neun von zehn Autofahrende halten sich nach einer aktuellen Studie der Unfallforschung der Versicherer (GDV) an Tempo 50. Auch bei Tempo 30 oder in verkehrsberuhigten Bereichen sind laut der Studie erhebliche Rückgänge feststellbar. Die zuletzt deutlich ausgeweitete Tempoüberwachung durch die neuen mobilen Messanhänger schlägt sich hier offenbar nieder. Auch bei den Unfallursachen konnte die Zahl der Unfälle in den vergangenen fünf Jahren aufgrund von Geschwindigkeit um -15,5 Prozent
(-1.374 Unfälle) reduziert werden.

Polizei Hamburg setzt auf konsequente Ahndung und vielfältige Präventionsarbeit

Die Polizei setzt bei der Bekämpfung der Hauptunfallursachen auf einen umfangreichen Mix aus konsequenter Ahndung (u.a. im Rahmen von Schwerpunktkontrollen) und punktgenauer Präventions- und Aufklärungsarbeit. Konsequente Geschwindigkeitsüberwachungen durch mobile und stationäre Messanlagen und Videofahrzeuge sind daher weiterhin wichtiger Bestandteil der polizeilichen Verkehrssicherheits­arbeit. An Unfallbrennpunkten sowie an schützenswerten Einrichtungen wie Kitas, Schulen und Senioreneinrichtungen richtet die Polizei einen besonderen Fokus auf die Geschwindigkeits­überwachung. Weiter wird die Polizei konsequent gegen aggressive Fahrweisen vorgehen und für die Gefahren durch Ablenkung von Smartphones oder Kopfhörern im Straßenverkehr sensibilisieren.

Hamburgs Innensenator Andy Grote: „Obwohl der Verkehr in der Stadt nach Ende der pandemiebedingten Einschränkungen wieder spürbar zugenommen hat, liegen die Verkehrsunfallzahlen deutlich unter 2019. Auch bei der Zahl der Verunglückten bezogen auf die Einwohnerzahl setzt sich der Rückgang der letzten 20 Jahre fort. Die Stadt wird gerade für Kinder im Straßenverkehr immer sicherer. Durch den Ausbau der Geschwindigkeitsüberwachung und eine erfolgreiche Verkehrssicherheitsarbeit unserer Polizei ist es gelungen, Geschwindigkeitsüberschreitungen in Hamburg deutlich zu reduzieren. Geschwindigkeit als Hauptunfallursache geht deutlich zurück.

Größtes Sicherheitsrisiko bleiben wir als Verkehrsteilnehmende nach wie vor selbst. Wer alkoholisiert am Straßenverkehr teilnimmt, ist eine Gefahr für sich und andere. Anders als mancher Betrunkene glaubt, sind Fahrräder und erst recht E-Scooter keine Alternative, um sicher nach Hause zu kommen. Hier wird die Polizei Hamburg konsequent einschreiten – Fahrverbote inklusive! Wir sind alle gefordert, den täglichen Großstadtverkehr durch eigene Achtsamkeit und Rücksichtnahme sicherer zu machen. Gleichzeitig wird die Polizei ihre Präventionsarbeit ebenso wie die Überwachungsmaßnahmen konsequent fortsetzen. Für diesen tagtäglichen Einsatz auf unseren Straßen danke ich allen Polizistinnen und Polizisten sehr.“

Polizeivizepräsident Mirko Streiber: „Im vergangenen Jahr hat sich die Zahl der Verkehrsteilnehmenden wieder deutlich erhöht. Auf diese Verkehrsdichte haben wir mit der Kampagne „Mobil. Aber sicher!“ schnell und sehr erfolgreich reagiert und werden diese Kampagne zu einem festen Bestandteil unserer Verkehrssicherheitsarbeit machen.  Neben der konsequenten Ahndung von Verstößen setzen wir auf eine breite, vielfältige und adressatengerechte Präventionsarbeit. Die Reduzierung der Unfälle bei den ungeschützten Verkehrsteilnehmenden ist mir dabei ein spezielles Anliegen. Darüber hinaus hat sich das vor zwei Jahren geschaffene Einsatz- und Lagezentrum Verkehr absolut etabliert und ist ein weiteres Instrument innerhalb der Polizei Hamburg, um auf Entwicklungen im Straßenverkehr schnell und zielgerichtet reagieren zu können. Mein aufrichtiger Dank gilt all meinen Kolleginnen und Kollegen, die sich tagtäglich für die Verkehrssicherheit in unserer Stadt engagieren.“

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