VD 6 Verkehrslehrende
Jeden Tag machen sich zahlreiche Kinder auf den Weg zur Schule. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad geht’s vom Kinderzimmer ins Klassenzimmer.
Was braucht es, damit dieser Weg sicher ist und die Kinder ihn selbstbewusst und achtsam meistern können? Zum einen natürlich Eltern, die als gutes Beispiel im Straßenverkehr vorangehen. Zum anderen braucht es unsere Kolleginnen und Kollegen, die als Verkehrslehrende an den Schulen tätig sind.
Um herauszufinden, was genau unsere Kolleginnen und Kollegen dort machen, treffe ich mich mit Kerstin am Polizeikommissariat 27. Kerstin ist erst seit Mai 2024 als Verkehrslehrerin tätig und hat vorher viele Jahre auf dem Streifenwagen verbracht.
Kerstin betreut 12 Schulen und ist täglich in Uniform auf Achse, um den kleinen Verkehrsteilnehmenden das ABC des Straßenverkehrs nahezubringen. Ihr Tag startet meist direkt an einer Schule. Hier gibt’s entweder Theorieunterricht oder es geht auf die Straße. Die Erstklässlerinnen und Erstklässler lernen, worauf es ankommt, wenn man als zu Fußgehender unterwegs ist. Viele Kids der vierten Klasse sind da schon mobiler unterwegs und kommen mit dem Fahrrad zur Schule. Aber ist das Rad auch verkehrssicher? Kennen sie die Regeln im Straßenverkehr oder ist ihnen „rechts vor links“ noch vollkommen fremd? All das checkt Kerstin, wenn sie mit den Schülerinnen und Schülern auf dem Zweirad unterwegs ist.
Da ich persönlich trotz all der Erzählungen noch nicht so genau weiß, wie eine solche Unterrichtseinheit ablaufen wird, begleite ich Kerstin an die Grundschule im Heidacker. Es ist für alle ein entscheidender Tag, an dem es darum geht, den begehrten Fahrradpass zu bekommen, der all denjenigen ausgehändigt wird, die fit sind im Umgang mit den Regeln im Straßenverkehr. In Kleingruppen wird eine Runde gedreht und am Ende weiß Kerstin genau, wem sie den Pass in die Hand geben kann und wer vielleicht doch noch ein wenig mehr üben muss, um wirklich sicher von A nach B zu kommen. Mit strahlenden Augen sitzen die Kids später im Klassenzimmer und freuen sich, wenn ihr Name aufgerufen wird und sie den grünen Pass in Empfang nehmen dürfen. Traurig sind alle dann nur, als Kerstin sagt, dass ihr Unterricht hier enden wird und sie nicht wiederkommt.
Kerstins Begeisterung für das, was sie da tut, ist ansteckend. Als sie mir erzählt, dass ihre Tage bunt und erfüllend sind, kann ich das direkt nachempfinden nachdem ich die große Freude bei den Kindern gesehen habe, die nun alle wieder ein Stück weit sicherer auf Hamburgs Straße unterwegs sein werden.
Was Kerstin auch nicht unerwähnt lassen möchte ist, dass die Verkehrslehrenden oftmals der erste Kontakt sind, den die Erstklässlerinnen und Erstklässler mit der Polizei haben. Insofern hat es jeder ein wenig selbst in der Hand, diesen ersten Kontakt positiv zu gestalten. Was die Kids so mitnehmen können, ist neben all dem Know-How im Straßenverkehr auch das gute Gefühl, dass die Polizei nicht nur „Tickets schreibt“ und anderes Fehlverhalten ahndet, sondern auch ein Helfer und Ansprechpartner ist, an den man sich bei Bedarf wenden kann.
Susanne Binnewies, PÖA 22