SKiD-Ergebnisse 2020
Das Wichtigste in Kürze "Wohngegend und Sicherheit"
RAUMBEZOGENES SICHERHEITSGEFÜHL
Fast alle Hamburger:innen fühlen sich tagsüber in ihrer Wohnung sowie in ihrer Wohngegend sicher. Im ÖPNV fällt der Anteil der Personen, die sich tagsüber sicher fühlen, etwas geringer aus In der eigenen Wohnung fühlen sich nachts fast ebenso viele Personen sicher wie tagsüber. In der eigenen Wohngegend hingegen haben nur noch 2/3 der Hamburger:innen nachts ein hohes Sicherheitsgefühl, im ÖPNV nur noch die Hälfte. Im Vergleich zum Bundes- und Großstadtdurchschnitt fühlen sich dennoch mehr Hamburger:innen nachts im ÖPNV sicher. Das Sicherheitsgefühl nachts in der Wohngegend ist als Standardindikator der allgemeinen, raumbezogenen Kriminalitätsfurcht etabliert. Zum Ausdruck kommt hier ein unspezifisches (Un-)Sicherheitsempfinden, dass primär eher mit Persönlichkeits- und Gruppenmerkmalen sowie besonderen externen Umständen in Zusammenhang steht als mit Kriminalität.
DELIKTSBEZOGENE KRIMINALITÄTSFURCHT UND RISIKOEINSCHÄTZUNG
Grundsätzlich fühlen sich mehr Hamburger:innen beunruhigt, Opfer von Eigentumskriminalität als Opfer von Gewaltkriminalität zu werden. Die Sorge bzgl. eines Betrugs im Internet ist am stärksten ausgeprägt, die Sorge bzgl. Vorurteilskriminalität am geringsten. Die deliktsbezogene Risikoeinschätzung zeigt ein überwiegend ähnliches Bild. Auffällig ist, dass die Sorge vor Wohnungseinbruchdiebstahl als zweithäufigste genannt wird. Die tatsächliche Risikoeinschätzung, innerhalb der nächsten 12 Monate von Wohnungseinbruchdiebstahl betroffen zu sein, wird allerdings nur am vierthäufigsten genannt. Bezogen auf den Bundes- und Großstadtdurchschnitt haben mehr Hamburger:innen eine hohe Sorge und auch Risikoeinschätzung, Opfer eines Diebstahls zu werden.
SCHUTZ- UND VERMEIDUNGSVERHALTEN
Fast die Hälfte der Hamburger:innen meidet häufig bis sehr oft bestimmte Straßen/Plätze/Parks oder weichen nachts fremden Personen auf der Straße aus. Rund ein Drittel der Einwohnenden vermeidet es häufig bis sehr oft, nachts den ÖPNV zu nutzen oder das Haus/die Wohnung zu verlassen. Seltener wird auf Geldgeschäfte im Internet verzichtet oder das Haus/die Wohnung nur in Begleitung verlassen.
ZUFRIEDENHEIT WOHNGEGEND UND NACHBARSCHAFTLICHE DESORGANISATION
Mehr als 92 % der Hamburger:innen sind mit ihrer Wohngegend eher bis sehr zufrieden. Die Hamburger Ergebnisse liegen geringfügig unter dem Bundes- sowie Großstadt-Durchschnitt, was ggf. auf Großstadt-Effekte zurückzuführen ist. Fast die Hälfte aller Hamburger:innen nimmt oft bis sehr oft Müll oder Abfall auf Straßen, Gehwegen oder Grünflächen in ihrem Wohngebiet wahr. Herumhängende Gruppen werden von ca. einem Drittel der Hamburger: innen häufig wahrgenommen, Schmierereien an Hauswänden und Lärm auf der Straße von ca. einem Fünftel. Vandalismus (bspw. beschädigte Briefkästen, zerstörte Wartehäuschen o.Ä.) und Streitereien oder Schlägereien in der Öffentlichkeit werden vergleichsweise selten wahrgenommen.
GESCHLECHT (FRAUEN/MÄNNER)
Mehr Frauen als Männer fühlen sich nachts in ihrer Wohngegend unsicher. Frauen berichten außerdem
häufiger von einer hohen Beunruhigung und Risikoeinschätzung, Opfer von Wohnungseinbruchdiebstählen, Terrorismus und sexueller Belästigung zu werden. Der Geschlechter-Unterschied ist bei sexueller Belästigung besonders stark ausgeprägt. Bei Frauen ist der Anteil derer, die oft Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz vor Kriminalität ergreifen, in den meisten Fällen höher. So gibt fast die Hälfte aller Frauen und weniger als ein Fünftel der Männer häufiges Vermeidungsverhalten im öffentlichen Raum an. Nur die Maßnahmen ‚Selbstverteidigungstraining/ Kampfsport betreiben‘ sowie ‚Messer mitführen‘ werden von mehr Männern als Frauen berichtet.
ALTERSGRUPPEN
Im Alter von 25-44 Jahren fühlen sich im Altersvergleich am meisten Hamburger:innen nachts alleine in der Wohngegend sicher. Dieser Anteil nimmt mit zunehmendem Alter ab. Die deliktsbezogene Sorge sowie die Risikoeinschätzung bzgl. Wohnungseinbruchdiebstahl steigen mit zunehmendem Alter kontinuierlich an, während die Sorge und Risikoeinschätzung bzgl. sexueller Belästigung am häufigsten von jungen Menschen berichtet wird und mit zunehmendem Alter sinken. Es berichten mehr junge Menschen sowie mehr alte Menschen von häufigerem Vermeidungsverhalten im öffentlichen Raum als in den mittleren Altersgruppen. Die Altersgruppe der 16-24-Jährigen berichtet dabei häufiger, die Wohnung nur in Begleitung zu verlassen, während ältere Menschen das Haus/die Wohnung häufiger nachts nicht verlassen und auch den ÖPNV meiden. Der Anteil der Personen, die mit ihrer Wohngegend zufrieden sind, nimmt ab 25 Jahren mit zunehmendem Alter konstant, aber geringfügig zu. Während die Wahrnehmung räumlicher Desorganisationsanzeichen bis zu einem Alter von 64 Jahren vergleichsweise stabil bleibt und erst danach geringfügig absinkt, nimmt die Wahrnehmung sozialer Desorganisationsanzeichen bereits ab 35 Jahren deutlich ab.
MIGRATIONSHINTERGRUND
Tagsüber besteht bei Personen ohne Migrationshintergrund ein leicht höheres Sicherheitsgefühl als bei Personen mit Migrationshintergrund. Nachts sind die Unterschiede größer, aber weisen in die gegensätzliche Richtung: Personen mit Migrationshintergrund fühlen sich sicherer als Personen ohne Migrationshintergrund. Mehr Hamburger:innen mit Migrationshintergrund haben eine hohe deliktsbezogene Kriminalitätsfurcht und Risikoeinschätzung als Hamburger:innen ohne Migrationshintergrund. Besonders stark ausgeprägt ist der Unterschied bzgl. Vorurteilskriminalität. Personen mit Migrationshintergrund geben auch häufiger an, sich häufig bis sehr oft vor Kriminalität zu schützen, indem sie Kampfsport betreiben oder eine Notruf-App auf dem Handy mitführen. Personen ohne Migrationshintergrund berichten hingegen häufiger von Maßnahmen zum Einbruchschutz.
VIKTIMISIERUNG
Das Erleben einer Straftat innerhalb der letzten 12 Monate führt bei vielen betroffenen Personen zu größeren raumbezogenen Unsicherheitsgefühlen. Personen, die eine deliktspezifische Viktimisierung bezüglich Körperverletzung und sexueller Belästigung erlebt haben, berichten häufiger von Sorgen vor diesen Straftaten sowie einer größeren Risikoeinschätzung. Das Erleben eines Wohnungseinbruchdiebstahls, einer Bedrohung, Körperverletzung oder eines sexuellen Übergriffs führt grundsätzlich dazu, dass mehr Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Dabei werden von Betroffenen sexueller Übergriffe besonders viele Vorsichtsmaßnahmen angegeben, während nach anderen Delikten nur vereinzelte Maßnahmen häufiger genannt werden.
BEZIRKE
In den Bezirken Hamburg Nord, Altona und Eimsbüttel weisen tendenziell überdurchschnittlich viele Bewohner:innen ein hohes Sicherheitsgefühl auf, dies geht auch mit einer niedrigeren deliktsbezogenen Kriminalitätsfurcht und Risikoeinschätzung als im Hamburger Durchschnitt einher. In Hamburg-Mitte und Harburg geben hingegen weniger Personen ein hohes Sicherheitsgefühl an. Entsprechend mehr Personen weisen eine überdurchschnittliche Sorge vor deliktspezifischer Viktimisierungs- und Risikoeinschätzung auf als im Hamburger Durchschnitt. In den Bezirken Hamburg-Nord, Altona und Eimsbüttel werden tendenziell weniger Vermeidungs- und Schutzverhaltensweisen geäußert. In Harburg, Hamburg- Mitte und Wandsbek geben mehr Personen als in anderen Bezirken an, sich häufig bis sehr oft durch verschiedene Vermeidungsverhaltensweisen im öffentlichen Raum vor Kriminalität zu schützen. Insbesondere die Wandsbeker Bevölkerung ergreift häufiger Maßnahmen zum Schutz vor Wohnungseinbruchdiebstählen. In den Bezirken Eimsbüttel und Hamburg-Nord sind
überdurchschnittlich viele Einwohnende mit ihrer Wohngegend eher bis sehr zufrieden, auch im Bezirk Wandsbek ist dieser Anteil leicht überdurchschnittlich.
Die Bezirke Harburg und Hamburg-Mitte weisen
eine deutlich unterdurchschnittliche Zufriedenheit der
Einwohnenden mit ihrer Wohngegend auf.
Insbesondere die Bezirke Hamburg-Mitte und Altona
stechen durch häufige Wahrnehmung von räumlichen
und sozialen Desorganisationsanzeichen hervor,
während im Bezirk Harburg nur die Wahrnehmung
sozialer Desorganisation leicht überdurchschnittlich
ausgeprägt ist. In den Bezirken Eimsbüttel, Hamburg-
Nord und Wandsbek werden Desorganisationsanzeichen
hingegen von deutlich weniger Einwohnenden
oft bis sehr oft wahrgenommen.
ZUFRIEDENHEIT WOHNGEGEND
Geringe Zufriedenheit mit der eigenen Wohngegend und die Wahrnehmung von Anzeichen nachbarschaftlicher Desorganisation, insbesondere die von sozialen Desorganisationsanzeichen in der Wohngegend, gehen mit einem geringeren raumbezogenen Sicherheitsgefühl und einer erhöhten deliktsbezogenen Kriminalitätsfurcht und Risikoeinschätzung sowie erhöhtem Vermeidungs- und Schutzverhalten einher. Kriminologische Studien zu nachbarschaftlicher Desorganisation zeigen, dass für Bewohner:innen von Gebieten mit einem hohen Bevölkerungsanteil ethnischer Minderheiten und konzentrierter Armut sowie Personen, die von Kriminalität betroffen waren, eine Wahrnehmungsverzerrung zwischen objektiv vorhandener Unordnung und subjektiv wahrgenommener Unordnung feststellbar ist. Diese geht mit einem geringeren Vertrauen in den sozialen Zusammenhalt sowie die soziale Kontrolle in der Nachbarschaft sowie
einer größeren Unsicherheit einher. Dies macht deutlich, dass die wahrgenommene Desorganisation nicht unbedingt Ausdruck tatsächlicher Desorganisation in der Wohngegend sein muss. Die damit einhergehenden Unsicherheitsgefühle korrespondieren
eher mit der erhöhten Wahrnehmung als dem erhöhten Auftreten.
Das Wichtigste in Kürze „Wahrnehmung der Polizei“
POLIZEI IM ALLGEMEINEN
Hamburger:innen bewerten die Polizei im Allgemeinen positiv, insbesondere die Effektivität und Fairness sowie die Bürgerfreundlichkeit und Professionalität von Polizist:innen. Rund zwei Drittel der Befragten sind der Meinung, dass die Polizei ausreichend im öffentlichen Raum zu sehen ist und alle Menschen gleichbehandelt. Dreiviertel der Hamburger:innen sind der Meinung, dass die Polizei überlastet ist, über ein Viertel stimmt der Aussage zu, dass Polizist:innen Mitgefühl fehlt und 12 % geben an, dass die Polizei rücksichtslos sei. Hinsichtlich der Informationstätigkeit wird deutlich, dass die Polizei gut über Gefahren im Straßenverkehr informiert, während die Informationen zu Einbruchsschutz und der Kriminalitäts- und Sicherheitslage etwas negativer eingeschätzt werden. Rund zwei Drittel der Hamburger:innen geben an, dass es ihre Pflicht ist, polizeiliche Entscheidungen und Anweisungen zu akzeptieren, obwohl sie die Gründe nicht verstehen oder mit diesen nicht einverstanden sind.
POLIZEIKONTAKT
Rund ein Drittel der Befragten hatte in den letzten 12 Monaten vor dem Befragungszeitraum Kontakt mit der Polizei. Dabei waren ca. 80 % eher bis sehr zufrieden mit diesem Kontakt. Am häufigsten wurde als Kontaktgrund angegeben, dass eine Straftat gemeldet wurde. Jeweils rund 10 % haben eine Ordnungswidrigkeit gemeldet, Auskunft oder Hilfe gesucht, Informationen oder Hinweise gegeben, sich zu einem Vorwurf geäußert oder hatten einen Verkehrsunfall. Am seltensten wurde angegeben, dass der Kontaktgrund eine Beschwerde über die Polizei war. Über 80 % der Hamburger:innen bewerten die Polizei nach ihrem letzten Polizeikontakt als fachlich kompetent, verständlich in ihrem Ausdruck sowie hilfsbereit. Optimierungspotenzial wird insbesondere hinsichtlich der Kommunikationsleistung zum Verfahrensstand und Hilfsangeboten deutlich. 8-10 % stimmen eher bis völlig zu, dass sie die Polizei beim Kontakt ungerecht behandelt hat oder Vorurteile ihnen gegenüber hatte.
POLIZEI HAMBURG
Über 80 % der Hamburger:innen stimmen zu, dass die Polizei Hamburg sich ausreichend um die Anliegen und Fragen der Bürger:innen in der eigenen Wohngegend kümmert. Weniger als ein Fünftel der Befragten geben an, dass sie Informationen über polizeiliche Schwerpunktsetzung im Stadtteil erhalten und ca. 85 % wünschen sich mehr Informationen diesbezüglich. Die für alle abgefragten Problemfelder mehr als 50-prozentige Zustimmung, dass die Polizei sich allen Sicherheits- und Ordnungsproblemen in der Stadt annehmen sollte, ist Ausdruck des Bedürfnisses, dass die Polizei sich um alle Sicherheits- und Ordnungsprobleme in der Stadt kümmert. Dennoch zeigt sich eine Priorisierung. Am häufigsten wird angegeben, dass sich stärker um Diebstähle und Einbrüche gekümmert werden soll, gefolgt von örtlichen Kriminalitätsbrennpunkten, Verkehrsdelikten und -sicherheit sowie Drogenkriminalität. Hamburger:innen mit Informationen über polizeiliche Schwerpunkte, geben zwar häufiger an, dass die Schwerpunkte richtig gesetzt sind, aber auch häufiger, dass sich stärker um Probleme gekümmert werden soll. Zu beachten ist, dass die Erfüllung dieses gesteigerten Sicherheitsbedürfnisses durch die Intensivierung polizeilicher Maßnahmen zu einer wechselseitigen Verstärkung von Unsicherheitsgefühlen und Wunsch nach mehr Maßnahmen führen kann.
GESCHLECHT (FRAUEN/ MÄNNER)
Hinsichtlich verschiedener Aspekte der Polizeibewertung (z. B. Wahrnehmung der Polizei als effektiv und fair sowie Wahrnehmung von Polizist:innen als professionell und bürgerorientiert) stimmen tendenziell geringfügig mehr Frauen als Männer einer positiven Bewertung zu. In Hamburg hatten in den letzten 12 Monaten vor der Befragung mehr Männer als Frauen einen Polizeikontakt. Frauen geben etwas öfter an, mit dem Kontakt insgesamt sowie mit der fachlichen Kompetenz der Polizei zufrieden zu sein. Männer stimmen häufiger als Frauen zu, dass die Polizei überlastet ist und seltener zu, dass sie zu wenig getan hat. Sie stimmen aber häufiger als Frauen zu, dass die Polizei sie auf dem Laufenden gehalten hat.
ALTERSGRUPPEN
Mit zunehmendem Alter steigt das Vertrauen in die Effektivität, Fairness und Gleichbehandlung an. Auch die polizeiliche Informationstätigkeit wird positiver bewertet. Die Polizeipräsenz hingegen wird mit zunehmendem Alter seltener als ausreichend empfunden. Jüngere Hamburger:innen stimmen zudem tendenziell seltener einer Gehorsamspflicht gegenüber der Polizei zu als ältere Befragte. Mit zunehmendem Alter nimmt der Anteil von Personen mit Polizeikontakt kontinuierlich ab. Dies ist darauf zurückzuführen, dass junge Menschen sich typischerweise häufiger im öffentlichen Raum aufhalten und häufiger von der Polizei kontrolliert werden. Der meistgenannte Kontaktgrund ist über alle Altersgruppen hinweg das Melden einer Straftat. Generell steigt auch die positive Bewertung hinsichtlich des letzten Polizeikontaktes mit zunehmendem Alter an. 16- bis 24-Jährige geben am häufigsten von allen Altersgruppen als letzten Kontaktgrund eine Polizeikontrolle/Äußerung zu einem Vorwurf an. Sie waren am seltensten mit diesem Polizeikontakt zufrieden. Mit zunehmendem Alter steigt die Zustimmung, dass die Polizei Hamburg sich ausreichend um Anliegen und Fragen der Bürger:innen in der eigenen Wohngegend kümmert und dass die Polizei im eigenen Stadtteil die richtigen Schwerpunkte setzt. Gleichzeitig wünschen sich mehr ältere Befragte Informationen über die Schwerpunktsetzung der Polizei und dass die Polizei sich stärker um Probleme im Stadtteil kümmert.
MIGRATIONSHINTERGRUND
Unterschiede zwischen Personen mit und ohne Migrationshintergrund hinsichtlich der Wahrnehmung der Polizei sowie dem Polizeikontakt lassen sich nicht pauschalisieren. Separate Analysen für verschiedene Personengruppen unter Berücksichtigung des konkreten Migrationshintergrunds, der Migrationsgeschichte sowie der soziodemographischen Gruppenzusammensetzung sind notwendig, um aussagekräftige Erkenntnisse zu generieren.
BEZIRK
Überdurchschnittlich viele Einwohnende des Bezirks Wandsbek bewerten die Polizei in fast allen Aspekten gut und bejahen eine Gehorsamspflicht ggü. der Polizei. Für den Bezirk Hamburg-Mitte lassen sich über die meisten Aspekte hinweg die niedrigsten Bewertungen im Bezirksvergleich verzeichnen. Andere Bezirke weichen nur bei einzelnen Aspekten vom Durchschnitt ab. Vertiefende kleinräumige Analysen unter Berücksichtigung der Sozialstruktur sind notwendig, um aussagekräftige Erkenntnisse zu generieren. Wie bereits bei der allgemeinen Polizeiwahrnehmung sticht der Bezirk Wandsbek mit überdurchschnittlich hoher Zustimmung zur bürgerorientierten Arbeit der Polizei Hamburg im eigenen Stadtteil hervor, während in Hamburg-Mitte eine unterdurchschnittliche Zustimmung festzustellen ist.
VIKTIMISIERUNG
Die schlechtere Wahrnehmung der Polizei nach einer Viktimisierung zeigt sich nicht nur bei der Bewertung der Polizeiarbeit im Allgemeinen, sondern auch bei der Bewertung von Polizist:innen. Es ist demnach von einem allgemein negativen Effekt einer Opferwerdung auf das Polizeivertrauen auszugehen. Aufgrund der großen Vulnerabilität von Personen, insbesondere nach erlebten Gewaltstraftaten, muss das Zustandekommen dieses Effekts weiter erforscht werden, um diesem ggf. durch Veränderung polizeilicher Praktiken entgegenwirken zu können. Die Unterschiede in der Bewertung werden bei Opfern von Gewaltdelikten (vor allem sexuellen Übergriffen) im Vergleich zu nicht viktimisierten Personen am deutlichsten. Eine Viktimisierung wirkt sich auch negativ auf die Wahrnehmung der polizeilichen Bürgerorientierung und Schwerpunktsetzung im eigenen Stadtteil aus.
ZUFRIEDENHEIT POLIZEIKONTAKT
Es zeigen sich Unterschiede in der Bewertung der Polizei zwischen Personen mit und ohne Polizeikontakt innerhalb der letzten 12 Monate, wobei die Zufriedenheit mit diesem einen wichtigen Einflussfaktor darstellt. Personen, die sehr zufrieden waren, weisen eine generell positivere Einschätzung der Polizei und ihrer Arbeit auf (bzgl. Effektivität, Verfahrens- und Verteilungsgerechtigkeit, Informationstätigkeit), wohingegen bei Unzufriedenheit mit dem Kontakt negative Effekte erkennbar sind. Die Zufriedenheit mit dem Polizeikontakt ist dabei auch abhängig vom Kontaktgrund. Personen, die keinen Polizeikontakt hatten, schätzen die Effektivität, Verfahrens- und Verteilungsgerechtigkeit, Informationstätigkeit sowie die Bürgerfreundlichkeit und Professionalität geringfügig besser ein, als Personen mit Polizeikontakt. Hamburger:innen mit Polizeikontakt erhielten seltener Informationen über die polizeilichen Schwerpunkte und geben seltener an, dass diese richtig gesetzt werden – vor allem, wenn sie unzufrieden mit dem vorherigen Kontakt waren. Auch der Bürgerorientierung der Polizei Hamburg im eigenen Stadtteil wird von Hamburger:innen mit Polizeikontakt seltener zugestimmt. Ausnahme sind hier wiederum nur die mit dem Kontakt sehr zufriedenen Personen.
INFORMATIONSINTERESSEN
Ca. die Hälfte bis zwei Drittel der Hamburger:innen wünschen sich mehr Informationen über örtliche Schwerpunkte der Polizeiarbeit in ihrem Stadtteil, die Kriminalitätsentwicklung und neue Kriminalitätsphänomene sowie über den Schutz vor Straftaten. Seltener möchten Bürger:innen über Öffentlichkeitsfahndungen, Einsätze und Kriminalfälle oder die Verkehrslage informiert werden. Am seltensten werden Informationen über den Polizeiberuf gewünscht. Fünf Personen haben ergänzende Themenwünsche genannt, die sich auf Verfehlungen der Polizei beziehen, konkret die Themen Rassismus, Sexismus sowie Polizeigewalt bei G20. Ca. 13 % der Befragten haben überhaupt keinen Informationsbedarf. Der bedeutsamste Unterschied nach Geschlecht ist, dass sich mehr Frauen als Männer Informationen zum Schutz vor Straftaten wünschen. Rund zwei Drittel aller Hamburger:innen der Altersgruppen unter 75 Jahren möchten Informationen zu örtlichen Kriminalitätsschwerpunkten erhalten. Das am zweithäufigsten genannte polizeiliche Thema, zu dem Hamburger:innen sich Informationen wünschen, wechselt von Kriminalitätsentwicklung bzw. -phänomenen bei Menschen unter 55 zu Schutz vor Straftaten bei Menschen ab 55 Jahren. Das Interesse an polizeilichen Öffentlichkeitsfahndungen, polizeilichen Einsätzen und Kriminalfällen sowie dem Polizeiberuf sinkt mit zunehmendem Alter. Es geben etwas mehr Personen mit Migrationshintergrund an, keine Informationen erhalten zu wollen, als Personen ohne Migrationshintergrund, und äußern (außer beim Thema ‚Polizeiberuf‘) seltener den Wunsch nach Informationen zu den genannten Themen. Hamburger:innen wünschen sich in allen Bezirken am häufigsten Informationen zu dem Thema ‚örtliche Schwerpunkte der Polizeiarbeit‘. Dennoch zeigen sich für einzelne Themen noch bezirkspezifische Besonderheiten.
INFORMATIONSWEGE
Die Medien sowie polizeiliche Informationsmaterialien, gefolgt von der offiziellen Internetseite der Polizei Hamburg sind die von Hamburger:innnen am häufigsten bevorzugten Kommunikationskanäle, um über polizeiliche Themen informiert zu werden. Seltener werden Öffentlichkeitskampagnen sowie die Social Media-Auftritte der Polizei Hamburgs, der persönliche Kontakt mit Polizeibeamt:innen oder polizeiliche Informationsveranstaltungen genannt. Im offenen Antwortfeld werden (E-Mail-)Newsletter als zusätzlicher Informationsweg gewünscht und die Bedeutsamkeit lokaler Bezüge deutlich gemacht. Generell werden die Vermittlungswege ‚Medien‘ und ‚polizeiliche Informationsmaterialien‘ in allen Altersgruppen vergleichsweise relativ häufig genannt und liegen in der Häufigkeit der Nennung nah beieinander. Allerdings werden digitale Kanäle (insbesondere Social Media, aber auch die Internetseite der Polizei) vor allem von jüngeren Menschen häufiger genannt, während ältere Personen sich noch häufiger als jüngere Menschen den persönlichen Informationserhalt durch Polizeibeamt:innen wünschen.
ZEUG:INNENAUFRUFE
Rund ein Viertel der Befragten wurde innerhalb der letzten 12 Monate auf einen oder mehrere Zeug:innenaufrufe aufmerksam. Die meisten dieser Personen wurden durch Zeug:innenaufrufe über die Medien erreicht, gefolgt von Plakaten/Aushängen/ Flyern sowie Social Media-Posts. Vergleichsweise selten wurden Hamburger:innen durch die Internetseite der Polizei, den persönlichen Kontakt mit Polizeibeamt:innen oder einen anderen Weg auf Zeug:innenaufrufe aufmerksam. Personen zwischen 25 bis 34 Jahren berichten mit 31 % am häufigsten, einen oder mehrere Zeug:innenaufrufe wahrgenommen zu haben, während dies jeweils ein Viertel der Hamburger:innen unter 25 und zwischen 35 bis 64 Jahren berichten. Am seltensten wurden Zeug:innenaufrufe von Menschen ab 75 Jahren wahrgenommen. Die Medien spielen dabei bei fast allen Altersgruppen die größte Rolle, gefolgt von Plakaten/Aushängen/ Flyern. Letztere sowie auch Social Media-Aufrufe werden mit zunehmendem Alter deutlich seltener wahrgenommen. Ca. doppelt so viele Hamburger:innen ohne Migrationshintergrund haben Zeug:innenaufrufe wahrgenommen wie Hamburger:innen mit Migrationshintergrund. Die Medien spielen in beiden Gruppen die größte Rolle, aber die Internetseite sowie auch der persönliche Kontakt mit Polizeibeamt:innen sind bei Personen mit Migrationshintergrund etwas häufiger von Relevanz. Überdurchschnittlich häufig berichten Personen aus Hamburg-Nord, einen oder mehrere Zeug:innenaufrufe wahrgenommen zu haben. Einwohnende aus Harburg berichten dies vergleichsweise wenig. Dies kann neben der Bevölkerungsstruktur der Bezirke auch auf lokal eingrenzbare Maßnahmen der Polizei zurückzuführen sein.
ZEUG:INNENERLEBNISSE
Rund ein Fünftel der Hamburger:innen wurden innerhalb der letzten 12 Monate vor der Befragung Zeug:innen einer Straftat. Mit zunehmendem Alter nimmt der Anteil derer, die eine Straftat persönlich mitbekommen haben, konstant ab. Zudem berichten weniger Personen mit Migrationshintergrund von Zeug:innenerlebnissen als Personen ohne Migrationshintergrund. Am häufigsten wurden Hamburger:innen Zeug:innen von Drogenhandel, gefolgt von Sachbeschädigungen. Am seltensten berichteten Hamburger:innen davon, einen sexuellen Übergriff persönlich mitbekommen zu haben. Drogenhandel wird dabei insbesondere von jüngeren Menschen und von Einwohnenden der Bezirke Hamburg-Mitte sowie Harburg häufiger genannt. Aus den Angaben geht allerdings nicht hervor, wo die Zeug:innenerlebnisse der Befragten stattgefunden haben. Ca. 38 % der Zeug:innen haben der Polizei Informationen zu ihrem Zeug:innenerlebnis gegeben. Die Bereitschaft zur Informationsweitergabe nimmt dabei mit steigendem Alter zu. Am häufigsten haben Personen, die Zeug:innen eines Einbruchs oder einer Körperverletzung wurden, der Polizei Informationen hierzu gegeben. Von den Zeug:innen eines Drogenhandels haben die wenigsten Personen der Polizei Hinweise gegeben. Die Gründe für eine Informationsweitergabe unterscheiden sich insbesondere in Abhängigkeit vom Deliktstyp. Fast 90 % der Hamburger:innen, die Informationen zu einem Zeug:innenerlebnis an die Polizei gegeben haben, stimmen zu, dass sie als Zeug:innen von der Polizei ernst genommen wurden. Zwei Drittel wünschen sich jedoch auch mehr Rückmeldung, was aus ihren Hinweisen geworden ist. Fast ein Viertel der Befragten stimmen jedoch auch eher bis völlig der Aussage zu, dass die Polizei nicht auf seine Hinweise reagiert hat.