Sicher ans Ziel mit der VD 3
In der Rennbahnstraße sitzt die Verkehrsdirektion 3. Auf den ersten Blick eine VD wie die anderen auch.
Die täglichen Aufgaben bestehen aus der TVÜ, also u.a. Drogenerkennung im Straßenverkehr und Schwerlastkontrollen. Auch die Dienstgruppe Autoposer hat in der Verkehrsdirektion Ost ihr Zuhause. Doch was macht die VD 3 so einzigartig?
Das Steckenpferd der Dienststelle liegt bei Schleusungen und Lotsungen höchster Staatsbesuche. Ihr könnt Euch darunter nur bedingt etwas vorstellen? Kein Problem, ich war zu Beginn der Woche am Hamburger Rathaus zur Hamburg Sustainability Conference (HSC), habe mir eine Lotsung mal genauer angeschaut und durfte mit unserem Kollegen Benjamin Goll über die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen bei der VD 3 sprechen.
Ab 08:30 Uhr treffen nach und nach die Staatsgäste und Teilnehmenden der HSC am Hamburger Rathaus ein. Zum Teil sind es einzelne zivile Fahrzeuge mit Teilnehmenden der Delegationen besetzt, zum Teil aber auch hochrangige Staatsgäste, die mit der Hilfe der Mitarbeitenden der Verkehrsdirektionen zum Zielort gelotst werden. Als einer der letzten Gäste erscheint Bundeskanzler Olaf Scholz am Veranstaltungsort; eine Lotsung wie sie im Buche steht.
Benjamin, wie ist eine Lotsung aufgebaut?
Die Lotsung, oder auch Eskortenfahrt, ist im Vergleich zur Schleusung die etwas freiere Begleitung von Staatsgästen. Gelotst werden alle, die keine hohe Gefährdungseinschätzung haben oder es, so wie Olaf Scholz oder der Hamburger Bürgermeister Peter Tschentscher, nicht größer wollen. Mit einem Spitzenfahrzeug beginnt die Kolonne. Gefolgt von den Fahrzeugen der Staatsgäste und der Delegation. Den Abschluss der Kolonne bildet das Schussfahrzeug.
Ist eure Fahrtstrecke frei wählbar?
Die Fahrstrecke wird anhand der Sicherheitsbedarfe und der Verkehrslage im Vorfeld festgelegt. Von dieser Strecke wird nur im konkreten Bedarfsfall abgewichen werden. Wichtig ist, dass die Kolonne immer beisammenbleibt, auch wenn die Ampel rot zeigt.
Worauf muss man bei einer Lotsung noch achten? Und was hat das mit den Fahnen am Streifenwagen auf sich?
Das Spitzenfahrzeug führt eine rote Fahne mit sich. Das Schlussfahrzeug eine Grüne. Das bildet sozusagen den Rahmen der Kolonne. Bei einer Lotsung wie bei der HSC am Rathaus, fährt das Spitzenfahrzeug inklusive Staatsgast vor die Tür des Zielortes. Das Schlussfahrzeug koppelt sich kurz vor dem Ziel ab und verlässt den Veranstaltungsort über eine Seitenstraße. Wir müssen unsere Ziele immer so anfahren, dass die Staatsgäste auf der rechten Seite aussteigen können.
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Die Hamburg Sustainability Conference (HSC) findet auf Initiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in enger Kooperation mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP), der Michael Otto Stiftung und der Freien und Hansestadt Hamburg statt. Die HSC findet erstmalig in Deutschland statt; am 07. und 08. Oktober 2024 kamen Staats- und Regierungschef der G20-Staaten und hochrangige Vertreter internationaler Organisationen (z.B. UN) zusammen um die globalen Nachhaltigkeitsziele zu beschleunigen und umzusetzen.
Die zwei Schwerpunkte der HSC sind …
· Offener und vertrauensvoller Dialog zwischen Entwicklungsländern, Schwellenländern und den führenden Industrienationen zur Reformierung globaler Governance Strukturen
· Aktivierung des Privatsektors für Sustainable Development Goals (SDG). Es gibt 17 SDGs, Ziele der UN für eine nachhaltige Entwicklung.
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Heißt also, bevor wir hier stehen hat es Euch schon einige Stunden Arbeit gekostet den Einsatz zu planen?
Es geht nicht nur darum eine Strecke zu planen, die zum Ziel führt. Bei Schleusungen, also bei Besuchen mit hoher Gefährdungseinstufung, dürfen beispielsweise keine Tunnel befahren und es müssen breite Straßen gewählt werden, um Gefahren ausweichen zu können. Es hat neben dem Sicherheitsgedanken natürlich auch einen repräsentativen Beigeschmack für den Besuchenden.
Du hast es gerade angesprochen – Schleusungen. Wie läuft das ab?
Bei einer Schleusung muss die geplante Route eingehalten werden – auf gar keinen Fall dürfen wir davon abweichen. Die Kolonne muss immer in Bewegung bleiben, ein Anhalten muss ausgeschlossen werden; da wird auch keine Rücksicht auf Verluste genommen. Im Ernstfall, beispielsweise wenn die Fahrzeuge beschossen werden, entfernt sich die Zelle aus der Kolonne und fährt an einen für uns unbekannten Ort.
Sind mehr als vier Fahrzeuge beteiligt, dann werden in der Kolonne auch Zwischenfahrzeuge der Polizei eingesetzt.
Wie sind die Aufgaben innerhalb einer Schleusung verteilt?
Der Vera Ost 10 übernimmt die Koordination des mobilen Verkehrskommandos. Das bedeutet, dass die Besatzung des Vera Ost 10 die Kräder einteilt und an die Verkehrsposten lenkt, die es abzusperren gilt. Das ist notwendig, um die Kolonne fahrend durch die Stadt führen zu können. Der Vera Ost 30 bildet das Vorauskommando und der Vera Ost 01 befindet sich hinter dem Staatsgast.
Was macht ihr, nachdem Ihr die Gäste am Zielort abgesetzt habt?
Meistens sammeln wir uns an einem abgesetzten Ort. Bei diesem Einsatz ist es der Parkplatz am Hopfenmarkt. In einem so großen Einsatz sind ja auch die anderen Dienststellen der Verkehrsdirektion an der Lotsung beteiligt. Gemeinsam mit den Fahrerinnen und Fahrern der Gäste warten wir, falls eine Besucherin oder ein Besucher frühzeitig das Rathaus verlassen möchte. Die Einsatzdokumentation erfolgt in der Befehlsstelle.
Dann haben wir ja noch Zeit für eine letzte Frage: Wenn man bei Euch arbeiten möchte, was sollte die Kollegin oder der Kollege mitbringen?
Einfach etwas Freude bzw. Interesse an der Tätigkeit. Das notwendige Wissen bekommt man bei uns in Form von Lehrgängen und Modulen. Vier Module mit unterschiedlichen Themenbereichen rund um den Straßenverkehr, geben einem das wichtige Know-how. Wenn wir mal keine Lotsung- oder Schleusung haben, übernehmen wir die Überwachung des Straßenverkehrs in jeglicher Form.
Der Tag geht mit vielen neuen Eindrücken und einem gefüllten Rucksack mit neuem Wissen zu Ende. Die Lotsung am Hamburger Rathaus verlief ohne Störungen oder besondere Vorkommnisse – ein gelungener Einsatz. Vielen Dank für Deine Zeit, lieber Benjamin und weiterhin gutes Gelingen.
Vivien Stöhlmacher, PÖA2