Mit dem VU-Team auf Tour
Eine Neustrukturierung und einen Umzug später bin ich zu Besuch in der Stresemannstraße, genauer gesagt bei der VD 23. Hier erwarten mich Nils und Tobi. Beide sind heute das VU-Team und nehmen mich mit. Was genau ihre Aufgabe nach der Umstrukturierung ist und wie ein Dienst bei ihnen aussieht? Ich war dabei, lest selbst!
Pünktlich um 6:00 Uhr stehe ich zu Dienstbeginn in Uniform im Wachraum. Zeit für einen Austausch mit John, dem DGL der VD 23.1. Drei kurze Fragen, drei schnelle Antworten:
Was sollte man mitbringen, wenn man im VU-Team arbeiten möchte?
John: Um in das Team der VD 23 zu kommen, sind keine besonderen Anforderungen an den Dienstgrad gestellt. Es ist notwendig Interesse an der VU-Aufnahme und Rekonstruktion von Verkehrsunfällen zu haben. Man bewegt sich, ähnlich wie bei Gewalt- oder Kapitaldelikten unmittelbar im Tatort. Daher ist es wichtig, interdisziplinär zu arbeiten, um an der Aufklärung beteiligt zu sein.
Wann bzw. wie können Kolleginnen und Kollegen auf Eure Hilfe zurückgreifen?
John: Wir sind 24 Stunden erreichbar, damit Ihr auf die Expertise unserer VU-Teams zurückgreifen könnt. Wir treffen zwar keine Anordnungen, möchten Euch aber bei Fragen rund um den Straßenverkehr unterstützen.
Welche Zusatzqualifizierungen bekommt man als Teil des VU-Teams?

John:
Als mögliche Zusatzqualifikation bieten wir unseren Mitarbeitenden die Teilnahme an sämtlichen Lehrgängen an. So kann man z.B. Drohnenführerin oder Drohnenführer werden, Foto- und VU-Aufnahme Lehrgänge besuchen.
Im Anschluss treffe ich Nils und Tobi. Beide plaudern aus dem Nähkästchen, um uns ihre Tätigkeiten etwas näher zu bringen. Auf Nachfrage erzählen mir die beiden Kollegen von einem Einsatz und erklären mir, wie die Arbeit als VU-Team ablaufen kann. Der Einsatz ereignete sich in der Hafencity. Ein Mann überquerte mit seinem kleinen Hund eine rote Fußgängerampel. Ein Fahrzeug kam von links mit überhöhter Geschwindigkeit und erfasste den Fußgänger mit seinem vierbeinigen Begleiter. Im Fahrzeug saß ein Fahranfänger, der mit 100 km/h deutlich zu schnell unterwegs war.
Tobi erklärt mir, dass man sich als VU-Team aufteilt; er war in diesem Einsatz für die Berichtsfertigung zuständig. Nils übernahm die Foto- und Skizzenfertigung. Beide standen während des Einsatzes im ständigen Austausch und unterstützten sich gegenseitig.
Tobis Aufgaben:
- evtl. einen Sachverständigen hinzuziehen
- eingesetzte Kolleginnen und Kollegen befragen
- unbeteiligte Zeugen suchen und befragen
- Spuren sichern
- die Aussagen mit dem Spurenbild abgleichen
- evtl. LKA 38 hinzuziehen
- Betreuung der Unfallbeteiligten und auch der Angehörigen
Nils Aufgaben:
- Erkennen und sichern der Spuren
- Unfallrekonstruierung anhand der Spuren
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Ein Unfall dieses Ausmaßes kostet Zeit. Eine genaue Aufklärung des Unfallhergangs ist entscheidend für das gesamte weitere Vorgehen. Nils erzählt mir, dass in der Woche grundsätzlich zwei VU-Teams zur Verfügung stehen – am Wochenende ist es ein Team. Die Kolleginnen und Kollegen der VD23 arbeiten im Schichtsystem des Berliner Modells und sind somit rund um die Uhr Ansprechpersonen für Fragen und Probleme bei der Verkehrsunfallaufnahme.
Während des Einsatzes merkte man deutlich, dass der Fahranfänger unter Schock stand. Er wurde medizinisch und seelsorgerisch betreut. Der Fußgänger hat bei dem Unfall ein Bein verloren und wurde ins Krankenhaus verbracht. Sein Hund hat den Unfall leider nicht überlebt. Einsätze wie diese sind belastend und bleiben im Gedächtnis – dennoch ist auch hier ein professioneller und neutraler Blick auf das Geschehen unerlässlich.
Zurück an der Dienststelle geht die Arbeit für die beiden Kollegen weiter mit der Berichtsfertigung.
Bevor ich Nils und Tobi ungestört weiterarbeiten lasse: Zum Abschluss noch zwei kurze Fragen, zwei schnelle Antworten:
Wie haben sich die Aufgaben im VU-Team nach der Neustrukturierung verändert?
Nils: „Es werden hauptsächlich P1 und P2 Unfälle von uns übernommen. Dabei handelt es sich um Unfälle mit schwerverletzten oder getöteten Personen. Als getötet gilt eine Person, die innerhalb von 30 Tagen nach einem Verkehrsunfall an den Unfallfolgen verstirbt. Als schwerverletzt wird eine Person eingestuft, wenn durch die Unfalleinwirkung ein Krankenhausaufenthalt von mehr als 24 Stunden erforderlich ist.“
Tobi: „Wir unterstützen aber auch bei besonderen Unfällen bei denen beispielsweise Personen im diplomatischen Dienst beteiligt sind oder bei solchen, wo besonderes Fachwissen gefragt ist. Telefonisch können die Kolleginnen und Kollegen immer ihre Fragen an uns stellen.“
Wie ist Eure korrekte Dienststellenbezeichnung:
Tobi: „Wir arbeiten bei der VD23. Dazu gehören die VU-Teams aber auch die Besetzung der SiKW. Außerdem haben wir Kolleginnen und Kollegen die als Drohnenführende ausgebildet sind und diese auf dem SIKW mitführen.
Nils: „Unsere Schichtstärke liegt bei 1:12.“
Ein interessanter Tag in der Stresemannstraße geht zu Ende. Vielen Dank für Eure Zeit und den Einblick in Eure Aufgaben bei der VD 23!
Vivien Stöhlmacher, PÖA2