Bilanz der Silvesternacht in Hamburg
Die Polizei Hamburg blickt auf eine im Vergleich ruhige Silvesternacht zurück. Der weitaus größte Teil der Hamburgerinnen und Hamburger feierte an zahlreichen Orten ausgiebig, aber friedlich. Der Schwerpunkt der Feierlichkeiten lag, wie bereits in den vergangenen Jahren, im Bereich der Landungsbrücken, an der Binnenalster und in Hamburg - St. Pauli rund um die Reeperbahn.
Zeit: 31.12.2022, 18:00 Uhr - 01.01.2023, 06:00 Uhr
Landungsbrücken:
Insbesondere an den Landungsbrücken gab es ein hohes Besucheraufkommen. Hier hielten sich in der Spitze bis zu 15.000 Personen auf. Gegen 22:45 Uhr wurden am Bahnhof Landungsbrücken / Ausgang Hafentor aus einer Personengruppe heraus Silvesterraketen in Richtung einer Personengruppe auf der anderen Straßenseite geschossen. Die Verursacher konnten festgestellt und das Verhalten unterbunden werden.
Um 23:10 Uhr konnte an der Brücke der S-Bahn Bei den St. Pauli Landungsbrücken ein mutmaßlicher Taschendieb vorläufig festgenommen und später dem Untersuchungsgefängnis zugeführt werden. Der 19-jährige Algerier wird verdächtigt, einer jungen Frau das Mobiltelefon entwendet zu haben, indem er es ihr aus der Jackentasche zog und an einen bisher unbekannten Mittäter übergab.
Um 00:05 Uhr fiel eine Person in Höhe Brücke 3 ohne Fremdverschulden ins Wasser. Die Person konnte sich selbständig wieder an Land retten.
Um 00:40 Uhr schoss eine Person Feuerwerkskörper von der Fußgängerbrücke der Landungsbrücken in Richtung der Einsatzfahrzeuge der Polizei. Die Person konnte angetroffen und in Gewahrsam genommen werden.
In der Zeit von 23:40 - 00:15 Uhr konnten die U-Bahnen aufgrund des hohen Besucheraufkommens am Bahnhof Landungsbrücken nicht anhalten, sie fuhren ohne Halt durch.
Ab 00:15 Uhr verließen die Besucherinnen und Besucher größtenteils den Bereich der Landungsbrücken, häufig in Richtung St. Pauli.
Binnenalster / Rathausmarkt:
Im gesamten Bereich rund um die Binnenalster hielten sich ungefähr 4.000 Personen auf. Durch Erlass einer Allgemeinverfügung wurde das Mitführen und Abbrennen von Feuerwerkskörpern in der Zeit vom 31.12.2022, 18:00 Uhr bis zum 01.01.2023, 01:00 Uhr rund um die Binnenalster und auf dem Rathausmarkt untersagt. Die größte Mehrheit der Besucherinnen und Besucher hielt sich an diese Verfügung. In nur wenigen Einzelfällen wurde der Gebrauch von Pyrotechnik festgestellt. Polizeibeamte haben die Besucherinnen und Besucher niedrigschwellig angesprochen und auf das Verbot hingewiesen. Die mitgebrachten Feuerwerkskörper konnten vor Ort entsorgt werden.
Bereits gegen 00:15 Uhr setzte eine starke Abwanderung ein.
St. Pauli / Reeperbahn:
Mit Beginn der Abwanderungen aus den Bereichen der Binnenalster und den Landungsbrücken gab es einen starken Besucherzulauf in Richtung St. Pauli. In der Spitze hielten sich bis zu 30.000 Besucherinnen und Besucher im Vergnügungsviertel auf. Es war ein hohes Interesse an Pyrotechnik erkennbar.
Gegen 22:00 Uhr wurde aus einer Personengruppe heraus von einem Balkon in der Reeperbahn mit einer Schreckschusswaffe geschossen. Im Rahmen der Wohnungsüberprüfung wurde die Waffe sichergestellt und ein Strafverfahren eingeleitet.
Um 23:30 Uhr hielt ein 22-jähriger Mann eine Batterie pyrotechnischer Gegenstände hoch und zielte damit auf den Streifenwagen Peter 15/3. Die Geschosse trafen das Fahrzeug. Verletzt wurde niemand. Der 22-Jährige wurde nach kurzer Flucht angetroffen. Seine Identität wurde festgestellt und er erhielt ein Aufenthaltsverbot.
Auch in anderen Stadtteilen kam es zu Einsätzen der Polizei Hamburg - dazu exemplarisch:
- Gegen 20:50 Uhr wurden in der Glacischaussee ca. 50 Personen
festgestellt, die ein Transparent mit der Aufschrift "Kampf der
Klassenjustiz" mit sich führten. Beim Eintreffen der Polizei
entfernte sich ein Großteil der Personen in unterschiedliche
Richtungen. 10 Personen wurden angetroffen. Eine Kooperation
einer Versammlung war nicht möglich. Insofern wurden die
Personen nach Feststellung ihrer Personalien entlassen, eine
Strafanzeige wurde wegen des Verstoßes gegen das
Versammlungsgesetz gefertigt.
- Ab 23:00 Uhr bewarfen sich ca. 30 Personen im Harburger Ring in
Hamburg-Harburg gegenseitig mit Feuerwerkskörpern. Es wurden
immer wieder auch Gegenstände (Mülleimer, E-Scooter) auf die
Fahrbahn gezogen. Polizeibeamte wurden während des Einsatzes mit
Feuerwerkskörpern und Flaschen beworfen. Zwei 17- und 23-jährige
Männer konnten als Werfer identifiziert werden. Der 17-Jährige
wurde in Gewahrsam genommen und später an einen
Erziehungsberechtigen übergeben. Der 23-Jährige wurde vorläufig
festgenommen.
- Um 00:05 Uhr standen anlässlich des Jahreswechsels mehrere
Personen in der Straße Heerbrook in Hamburg-Iserbrook dicht
gedrängt im Freien. Eine unbekannt gebliebene Person warf einen
pyrotechnischen Gegenstand in die Menschenmenge. Die Personen
waren von einem herkömmlichen Böller ausgegangen und traten nur
ein wenig zur Seite. Kurz darauf kam es zu einer massiven
Detonation. Aufgrund der starken Druckwelle sind einige Personen
zu Boden gerissen worden. Eine 11-Jährige erlitt eine stark
blutende Kopfplatzwunde, weitere Personen erlitten Schürfwunden,
Prellungen oder klagten über Ohrschmerzen.
- Gegen 00:20 Uhr kam es im Poggfreedweg in Hamburg-Rahlstedt zu
einem Wohnungsbrand. Ursache könnte eine Feuerwerksrakete
gewesen sein, die zunächst den Balkon und anschließend die
Wohnung in Brand gesetzt hatte. Fünf Personen verletzten sich
leicht. Die Wohnung ist unbewohnbar.
- Auf dem Weg zu einem Einsatz nahm der Streifenwagen Peter 14/2
gegen 00:20 Uhr Sonderrechte in Anspruch. In der Schanzenstraße
vernahmen die Einsatzkräfte plötzlich einen lauten Knall. Sie
stellten fest, dass in der hinteren linken Fensterscheibe ein
Loch und die Scheibe insgesamt gesplittert war. Als Ursache wird
der Beschuss mit Feuerwerkskörpern geprüft.
- Ebenfalls gegen 00:20 Uhr hielten sich ca. 15 Personen auf dem
Dach des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie in der
Bernhard-Nocht-Straße auf. Während des Einsatzes bekam ein
Beamter des Polizeikommissariates 16 aus der Personengruppe
heraus einen Schlag gegen den Kopf. Der 51-Jährige musste mit
einem Rettungswagen in ein Krankenhaus und dort medizinisch
versorgt werden.
- Gegen 01:15 Uhr haben bislang unbekannte Täter drei Busse des
HVV in Hamburg-Hausbruch durch den Beschuss mit
Feuerwerkskörpern zum Anhalten gezwungen. Die Busfahrer wurden
anschließend mit Laserpointern geblendet und mit
Schreckschusswaffen und Signalfeuerwaffen beschossen. Die Busse
wurden teilweise entglast. Die Busfahrer konnten mit ihren
Bussen flüchten, sie mussten anschließend medizinisch versorgt
werden. Eine Strafanzeige wurde gefertigt. Der
Kriminaldauerdienst hat die Ermittlungen aufgenommen.
Zwischen 18:45 und 06:45 Uhr nahm die Polizei Hamburg ungefähr 1.200 Einsätze wahr (2021 auf 2022: 1.025, 2020 auf 2021: 1.318, 2019 auf 2020: 1.353).