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Älter werden ist nichts für Feiglinge

Wenn Menschen älter werden, ändert sich Vieles. Physische und kognitive Einschränkungen stellen Seniorinnen und Senioren oft vor große Herausforderungen in mehreren Bereichen ihres Lebens. Einer dieser Bereiche ist die Teilnahme am Straßenverkehr.

Während es für Kids schon lange vielfältige Möglichkeiten der Prävention durch die Polizei gibt, stellte unser Kollege Jörg Naused 2019 fest, dass solche Angebote für ältere Menschen nur schwer zugänglich sind und grundsätzlich zu wenig Beachtung finden. Er fragte sich, wie man lebenserfahrenen Menschen auf Augenhöhe und ohne den berühmten erhobenen Zeigefinger die Dinge nahebringen kann, die für sie wichtig sind, um Gefahren für sich und andere im Straßenverkehr zu vermindern. Wie schafft man es, diese Menschen zu erreichen ohne dabei belehrend zu wirken? Wie kann man sie dazu bringen, das eigene Verhalten sowie die eigenen Fähigkeiten objektiv zu reflektieren? Aus diesen Überlegungen entstand ein Programm, das so seinesgleichen sucht.


Wenn man über Erkrankungen, die Veränderung der Sehkraft, den Gebrauch von Medikamenten oder über die noch vorhandene Sicherheit beim Autofahren spricht, muss man wissen, dass all dies sensible Dinge sind, über die zu reden den anwesenden Personen oft nicht leichtfällt. Trotzdem sind die Veranstaltungen, die meistens in Seniorentreffpunkten stattfinden, gut besucht und so bekam Jörg 2022 Unterstützung von Elke Ewald. Elke fuhr vorher am PK 43 auf dem Streifenwagen und setzte sich im Dienst gern für ältere Mitmenschen ein. Für beide eine Win-Win-Situation. Jörg bekam die ersehnte Unterstützung und Elke hatte nun endlich wirklich Zeit, sich um die Menschen zu kümmern, die ihr besonders am Herzen liegen.

Zu zweit haben sie ein großes Pensum. Sie vereinbaren und koordinieren Termine in den Einrichtungen, stellen Infomaterial zusammen, was sie in Beuteln verpackt am Tag der Veranstaltung an alle Anwesenden verteilen. Vor den Veranstaltungen bauen sie ihr Setting auf, danach heißt es alles wieder gemeinsam abzubauen. Auch bei den Lehrgängen „Sichere Mobilität im Alter“ für die BFS an den Wachen trifft man auf Elke und Jörg. Sie planen, organisieren und führen durch. Ihre Tage sind kurzweilig und manchmal lang, sagen beide. Aber auch sehr erfüllend.

Die Zahlen sprechen für sich. Waren es im Jahr 2019 noch 21, werden es Ende 2024 bereits rund 70 Veranstaltungen sein.

Da ich durch die Erzählungen der beiden nur eine grobe Vorstellung davon habe, wie eine solche Veranstaltung wirklich abläuft, mache ich mich auf den Weg, um das herauszufinden. Als ich in den Bürgersaal in der Bornheide komme, ist dieser gut gefüllt. Knapp über 30 Menschen sitzen bei Kaffee und Kuchen zusammen und klönen. Elke und Jörg finde ich mittendrin. Das Programm startet mit einer kurzen Vorstellung und einem kleinen Musikstück bis die beiden plötzlich noch weitere Personen ankündigen und den Raum recht geheimnisvoll verlassen. Zurück kommen sie mit zwei Handpuppen. Herr Maschke und seine Enkelin überraschen die Anwesenden und erzählen mit viel Humor und Charme eine kurze Geschichte, um in das Thema Verkehrsprävention einzusteigen. Und dann geht’s richtig los. Als gut eingespieltes Team werfen sich Elke und Jörg die Bälle gekonnt zu und reisen durch die Themen. Es geht um Gefahren im Straßenverkehr, Sichtbarkeit, um gutes Sehen und Hören, um Medikamente und immer auch die Frage, was das fortgeschrittene Alter mit all dem zu tun hat.

Die Anwesenden sind voll dabei, haben Anmerkungen, werden ihren Unmut über zu schnelle Radfahrende los und können endlich auch erzählen, welche Probleme sich für sie im Straßenverkehr ergeben. Die Zeit verfliegt und ehe ich mich versehe, sind 90 Minuten vergangen. Elke und Jörg verteilen mit Infomaterialien gefüllte Beutel und bieten die Möglichkeit an, den eigenen Rollator mit einer reflektierenden Folie bekleben zu lassen.

Als sich der Raum langsam leert, höre ich viele positive Worte. Elke und Jörg haben es geschafft, die Menschen zu sensibilisieren und ihnen das ein oder andere wieder ins Gedächtnis zu rufen. Ohne dabei zu belehren, mit viel Humor und Herz. Ich verlasse den Raum mit vielen Fotos für Euch im Gepäck und dem Satz: „Älter werden, ist nichts für Feiglinge!“ im Ohr.


Susanne Binnewies

PÖA 2