Polizei Hamburg

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SKiD-Ergebnisse 2020


Das Wichtigste in Kürze

RAUMBEZOGENES SICHERHEITSGEFÜHL

Fast alle Hamburger:innen fühlen sich tagsüber in ihrer Wohnung sowie in ihrer Wohngegend sicher. Im ÖPNV fällt der Anteil der Personen, die sich tagsüber sicher fühlen, etwas geringer aus  In der eigenen Wohnung fühlen sich nachts fast ebenso viele Personen sicher wie tagsüber. In der eigenen Wohngegend hingegen haben nur noch 2/3 der Hamburger:innen nachts ein hohes Sicherheitsgefühl, im ÖPNV nur noch die Hälfte. Im Vergleich zum Bundes- und Großstadtdurchschnitt fühlen sich dennoch mehr Hamburger:innen nachts im ÖPNV sicher. Das Sicherheitsgefühl nachts in der Wohngegend ist als Standardindikator der allgemeinen, raumbezogenen Kriminalitätsfurcht etabliert. Zum Ausdruck kommt hier ein unspezifisches (Un-)Sicherheitsempfinden, dass primär eher mit Persönlichkeits- und Gruppenmerkmalen sowie besonderen externen Umständen in Zusammenhang steht als mit Kriminalität.

DELIKTSBEZOGENE KRIMINALITÄTSFURCHT UND RISIKOEINSCHÄTZUNG

Grundsätzlich fühlen sich mehr Hamburger:innen beunruhigt, Opfer von Eigentumskriminalität als Opfer von Gewaltkriminalität zu werden. Die Sorge bzgl. eines Betrugs im Internet ist am stärksten ausgeprägt, die Sorge bzgl. Vorurteilskriminalität am geringsten. Die deliktsbezogene Risikoeinschätzung zeigt ein überwiegend ähnliches Bild. Auffällig ist, dass die Sorge vor Wohnungseinbruchdiebstahl als zweithäufigste genannt wird. Die tatsächliche Risikoeinschätzung, innerhalb der nächsten 12 Monate von Wohnungseinbruchdiebstahl betroffen zu sein, wird allerdings nur am vierthäufigsten genannt. Bezogen auf den Bundes- und Großstadtdurchschnitt haben mehr Hamburger:innen eine hohe Sorge und auch Risikoeinschätzung, Opfer eines Diebstahls zu werden.

SCHUTZ- UND VERMEIDUNGSVERHALTEN

Fast die Hälfte der Hamburger:innen meidet häufig bis sehr oft bestimmte Straßen/Plätze/Parks oder weichen nachts fremden Personen auf der Straße aus. Rund ein Drittel der Einwohnenden vermeidet es häufig bis sehr oft, nachts den ÖPNV zu nutzen oder das Haus/die Wohnung zu verlassen. Seltener wird auf Geldgeschäfte im Internet verzichtet oder das Haus/die Wohnung nur in Begleitung verlassen.

ZUFRIEDENHEIT WOHNGEGEND UND NACHBARSCHAFTLICHE DESORGANISATION

Mehr als 92 % der Hamburger:innen sind mit ihrer Wohngegend eher bis sehr zufrieden. Die Hamburger Ergebnisse liegen geringfügig unter dem Bundes- sowie Großstadt-Durchschnitt, was ggf. auf Großstadt-Effekte zurückzuführen ist. Fast die Hälfte aller Hamburger:innen nimmt oft bis sehr oft Müll oder Abfall auf Straßen, Gehwegen oder Grünflächen in ihrem Wohngebiet wahr. Herumhängende Gruppen werden von ca. einem Drittel der Hamburger: innen häufig wahrgenommen, Schmierereien an Hauswänden und Lärm auf der Straße von ca. einem Fünftel. Vandalismus (bspw. beschädigte Briefkästen, zerstörte Wartehäuschen o.Ä.) und Streitereien oder Schlägereien in der Öffentlichkeit werden vergleichsweise selten wahrgenommen.

GESCHLECHT (FRAUEN/MÄNNER)

Mehr Frauen als Männer fühlen sich nachts in ihrer Wohngegend unsicher. Frauen berichten außerdem
häufiger von einer hohen Beunruhigung und Risikoeinschätzung, Opfer von Wohnungseinbruchdiebstählen, Terrorismus und sexueller Belästigung zu werden. Der Geschlechter-Unterschied ist bei sexueller Belästigung besonders stark ausgeprägt. Bei Frauen ist der Anteil derer, die oft Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz vor Kriminalität ergreifen, in den meisten Fällen höher. So gibt fast die Hälfte aller Frauen und weniger als ein Fünftel der Männer häufiges Vermeidungsverhalten im öffentlichen Raum an. Nur die Maßnahmen ‚Selbstverteidigungstraining/ Kampfsport betreiben‘ sowie ‚Messer mitführen‘ werden von mehr Männern als Frauen berichtet.

ALTERSGRUPPEN

Im Alter von 25-44 Jahren fühlen sich im Altersvergleich am meisten Hamburger:innen nachts alleine in der Wohngegend sicher. Dieser Anteil nimmt mit zunehmendem Alter ab. Die deliktsbezogene Sorge sowie die Risikoeinschätzung bzgl. Wohnungseinbruchdiebstahl steigen mit zunehmendem Alter kontinuierlich an, während die Sorge und Risikoeinschätzung bzgl. sexueller Belästigung am häufigsten von jungen Menschen berichtet wird und mit zunehmendem Alter sinken. Es berichten mehr junge Menschen sowie mehr alte Menschen von häufigerem Vermeidungsverhalten im öffentlichen Raum als in den mittleren Altersgruppen. Die Altersgruppe der 16-24-Jährigen berichtet dabei häufiger, die Wohnung nur in Begleitung zu verlassen, während ältere Menschen das Haus/die Wohnung häufiger nachts nicht verlassen und auch den ÖPNV meiden. Der Anteil der Personen, die mit ihrer Wohngegend zufrieden sind, nimmt ab 25 Jahren mit zunehmendem Alter konstant, aber geringfügig zu. Während die Wahrnehmung räumlicher Desorganisationsanzeichen bis zu einem Alter von 64 Jahren vergleichsweise stabil bleibt und erst danach geringfügig absinkt, nimmt die Wahrnehmung sozialer Desorganisationsanzeichen bereits ab 35 Jahren deutlich ab.

MIGRATIONSHINTERGRUND

Tagsüber besteht bei Personen ohne Migrationshintergrund ein leicht höheres Sicherheitsgefühl als bei Personen mit Migrationshintergrund. Nachts sind die Unterschiede größer, aber weisen in die gegensätzliche Richtung: Personen mit Migrationshintergrund fühlen sich sicherer als Personen ohne Migrationshintergrund. Mehr Hamburger:innen mit Migrationshintergrund haben eine hohe deliktsbezogene Kriminalitätsfurcht und Risikoeinschätzung als Hamburger:innen ohne Migrationshintergrund. Besonders stark ausgeprägt ist der Unterschied bzgl. Vorurteilskriminalität. Personen mit Migrationshintergrund geben auch häufiger an, sich häufig bis sehr oft vor Kriminalität zu schützen, indem sie Kampfsport betreiben oder eine Notruf-App auf dem Handy mitführen. Personen ohne Migrationshintergrund berichten hingegen häufiger von Maßnahmen zum Einbruchschutz.
 

VIKTIMISIERUNG

Das Erleben einer Straftat innerhalb der letzten 12 Monate führt bei vielen betroffenen Personen zu größeren raumbezogenen Unsicherheitsgefühlen. Personen, die eine deliktspezifische Viktimisierung bezüglich Körperverletzung und sexueller Belästigung erlebt haben, berichten häufiger von Sorgen vor diesen Straftaten sowie einer größeren Risikoeinschätzung. Das Erleben eines Wohnungseinbruchdiebstahls, einer Bedrohung, Körperverletzung oder eines sexuellen Übergriffs führt grundsätzlich dazu, dass mehr Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Dabei werden von Betroffenen sexueller Übergriffe besonders viele Vorsichtsmaßnahmen angegeben, während nach anderen Delikten nur vereinzelte Maßnahmen häufiger genannt werden.

BEZIRKE

In den Bezirken Hamburg Nord, Altona und Eimsbüttel weisen tendenziell überdurchschnittlich viele Bewohner:innen ein hohes Sicherheitsgefühl auf, dies geht auch mit einer niedrigeren deliktsbezogenen Kriminalitätsfurcht und Risikoeinschätzung als im Hamburger Durchschnitt einher. In Hamburg-Mitte und Harburg geben hingegen weniger Personen ein hohes Sicherheitsgefühl an. Entsprechend mehr Personen weisen eine überdurchschnittliche Sorge vor deliktspezifischer Viktimisierungs- und Risikoeinschätzung auf als im Hamburger Durchschnitt. In den Bezirken Hamburg-Nord, Altona und Eimsbüttel werden tendenziell weniger Vermeidungs- und Schutzverhaltensweisen geäußert. In Harburg, Hamburg- Mitte und Wandsbek geben mehr Personen als in anderen Bezirken an, sich häufig bis sehr oft durch verschiedene Vermeidungsverhaltensweisen im öffentlichen Raum vor Kriminalität zu schützen. Insbesondere die Wandsbeker Bevölkerung ergreift häufiger Maßnahmen zum Schutz vor Wohnungseinbruchdiebstählen. In den Bezirken Eimsbüttel und Hamburg-Nord sind
überdurchschnittlich viele Einwohnende mit ihrer Wohngegend eher bis sehr zufrieden, auch im Bezirk Wandsbek ist dieser Anteil leicht überdurchschnittlich.
Die Bezirke Harburg und Hamburg-Mitte weisen
eine deutlich unterdurchschnittliche Zufriedenheit der
Einwohnenden mit ihrer Wohngegend auf.
Insbesondere die Bezirke Hamburg-Mitte und Altona
stechen durch häufige Wahrnehmung von räumlichen
und sozialen Desorganisationsanzeichen hervor,
während im Bezirk Harburg nur die Wahrnehmung
sozialer Desorganisation leicht überdurchschnittlich
ausgeprägt ist. In den Bezirken Eimsbüttel, Hamburg-
Nord und Wandsbek werden Desorganisationsanzeichen
hingegen von deutlich weniger Einwohnenden
oft bis sehr oft wahrgenommen.

ZUFRIEDENHEIT WOHNGEGEND

Geringe Zufriedenheit mit der eigenen Wohngegend und die Wahrnehmung von Anzeichen nachbarschaftlicher Desorganisation, insbesondere die von sozialen Desorganisationsanzeichen in der Wohngegend, gehen mit einem geringeren raumbezogenen Sicherheitsgefühl und einer erhöhten deliktsbezogenen Kriminalitätsfurcht und Risikoeinschätzung sowie erhöhtem Vermeidungs- und Schutzverhalten einher. Kriminologische Studien zu nachbarschaftlicher Desorganisation zeigen, dass für Bewohner:innen von Gebieten mit einem hohen Bevölkerungsanteil ethnischer Minderheiten und konzentrierter Armut sowie Personen, die von Kriminalität betroffen waren, eine Wahrnehmungsverzerrung zwischen objektiv vorhandener Unordnung und subjektiv wahrgenommener Unordnung feststellbar ist. Diese geht mit einem geringeren Vertrauen in den sozialen Zusammenhalt sowie die soziale Kontrolle in der Nachbarschaft sowie
einer größeren Unsicherheit einher. Dies macht deutlich, dass die wahrgenommene Desorganisation nicht unbedingt Ausdruck tatsächlicher Desorganisation in der Wohngegend sein muss. Die damit einhergehenden Unsicherheitsgefühle korrespondieren
eher mit der erhöhten Wahrnehmung als dem erhöhten Auftreten.



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